Gerti spaziert mal wieder mit ihrer Freundin Salwa um den Hirschstettner Badeteich. Das Wetter ist mittlerweile sehr herbstlich und so stapfen sie warm eingepackt im bunten Blättermeer. „Später setzen wir uns aber noch wo rein“, meint Salwa. „Sowieso“, pflichtet Gerti ihr bei und reibt sich die kalten Hände.
Die strahlende Herbstsonne sinkt langsam, da fällt ihnen in der Nähe vom Kinderspielplatz eine kleine Gruppe von Menschen auf. Sie stehen im Kreis um einen Picknicktisch und machen kreisende Bewegungen mit ihren Armen.
„Was machen die da?“, fragt Salwa verwundert. „Haben die Handtücher dabei?“ „Die werden doch bei den Temperaturen nicht baden gehen?“, meint Gerti.
Das wollen sich die beiden nun genauer anschauen. Und tatsächlich…
Die Trainerin Daniela Appeltauer macht gerade eine Atemübung aus dem Yoga vor. Schnell wird abwechselnd ein- und ausgeatmet. „Es ist wichtig eine warme Mitte zu haben, wenn man ins kalte Wasser geht“, erklärt sie. Einmal pro Monat bietet Daniela gemeinsames Eisbaden am Hirschstettner Badeteich an.
Auf Nachfrage der beiden neugierigen Zuseherinnen stellt sie klar: „Jetzt nennt man das eigentlich Kältetraining, das Wasser hat nämlich um die sieben Grad. Erst ab fünf Grad und darunter nennt man es Eisbaden.“
Heut hat sich eine Gruppe aus 11 Personen am Ufer des Teichs zusammengefunden. Von Anfänger*innen bis hin zu Profis sind alle vertreten. Sie wärmen sich mit unterschiedlichen Übungen auf. Claudia, die heute zum ersten Mal dabei ist, erzählt Gerti aufgeregt: „Es hat mich schon länger gereizt, aber ich hab‘ es zeitlich noch nie geschafft, heute geh ich aber sicher rein!“
Daniela gibt noch letzte Tipps: „Richtet eure Kleidung schon her, damit ihr nach dem Baden leicht hineinschlüpfen könnt. Wenn man aus dem Wasser kommt, sind die Finger sehr kalt, da ist es schon mal schwer einen engen Schuh oder Knöpfe zu öffnen! Außerdem funktioniert der Kopf nach der Kälte auch nicht immer gleich so wie gewohnt“, fügt sie lachend hinzu.
Gerti und Salwa beobachten noch, wie alle „drei Sprünge über die Komfortzone“ machen und gemeinsam ein motivierendes Mantra wiederholen.
„Ja, sowas bräucht‘ ich auch, damit ich mich überhaupt ins kalte Seewasser traue“, lacht Salwa.
Die Sonne geht gerade unter, da wagen sich alle an Danielas Seite ins dunkle, kalte Wasser und schwimmen mehrere Runden. Auch ein paar Schwäne und Enten begleiten das mutige Grüppchen.
Die zwei Zuschauerinnen stehen am Rand und schenken den Badenden beim Rauskommen warmen Tee ein, den eine Mitarbeiterin der Gebietsbetreuung mitgenommen hat. Sie erklärt, dass dieser Termin heute im Rahmen des Projekts Wellness Berres der Gebietsbetreuung stattfindet.
„Bei Wellness Berres suchen wir Menschen aus dem Stadtteil, die kurze Wohlfühl-Einheiten für Nachbar*innen anbieten“, erzählt Eva-Maria. „Das kann alles Mögliche sein. Es gab zum Beispiel schon Yoga mit Kindern, einen Erlebnis Spaziergang und heute eben das Eisbaden. Wir freuen uns aber auch, wenn jemand eine Strickrunde oder einen kreativen Workshop anbietet!“
Auf dem Tisch steht eine Stoppuhr und nach dem Baden unterhalten sich die Teilnehmer*innen darüber, wie lange sie es heute ausgehalten haben.
„9 Minuten!, verkündet Sándor stolz. Der ältere Herr erzählt Gerti, dass er normalerweise bei der alten Donau Eisbaden geht. Im Internet gibt es mehrere Chatgruppen, in denen sich Interessierte über die nächsten Termine austauschen.
„Und, wie geht’s euch jetzt?“, fragt Gerti die Rauskommenden. Die Antworten der Badenden reichen von „Meine Haut ist taub“, über „Ist gar nicht so kalt“ bis hin zu „fühlt sich super an, es kribbelt wie Nadelstiche“.
„Na, wär das nix für uns?“, fragt Gerti schmunzelnd. „Schau ma mal“, meint Salwa – „jetzt gehen wir uns erst mal aufwärmen. Aber super, was es hier für Angebote gibt!“
Für alle die es selbst mal ausprobieren möchten:
How to: Eisbaden
- Mit kalten Duschen oder Wechselduschen kann man sich an den Kältereiz herantasten.
- Vor dem Reingehen, Atemübungen machen und sich aufwärmen.
- Die Kleidung vor dem Reingehen gut vorbereitet bereitlegen. Nach dem Baden sind die Finger sehr kalt und es hilft, wenn alle wichtigen Sachen griffbereit sind. Warm anziehen!
- Der Kopf bleibt außerhalb des Wassers, wenn gewünscht auch die Hände. Eine Mütze kann helfen den Kopf warm zu halten.
- Im Wasser: ruhig weiteratmen!
- Gerade als Anfänger*in: Immer mit einer zweiten Person oder einer Gruppe gehen, das motiviert auch.
- Nicht zu lange im Wasser bleiben, eine bis wenige Minuten reichen am Anfang.
- Auf das eigene Körpergefühl hören.
- Nach dem Baden: Abtupfen und nicht Abrubbeln.
- Warm anziehen und in Bewegung bleiben.
Tolles Extra: Warmer Tee danach.
/ Stadteilmanagement Berresgasse / Montag, 25.11.2024 / 0