Die Geschichten des Ankommens
Bei der gestrigen Kartenrunde am Balkon vernahm Frau Zack von ihrer guten Freundin Elfi, dass beim GB*Stadtteilmanagement in der Ladenzeile wieder ein neuer Aushang im Schaufenster hängt. Diese Neuigkeit lässt ihr auch am nächsten Morgen noch keine Ruhe. „Was hat sie gesagt? Geschichten des Ankommens werden gesucht. Was da wohl dahinterstecken könnte?“, rätselt sie. Gleich zu Beginn ihrer Walkingrunde will sie auf einen Sprung vorbeischauen und dem ominösen Inserat auf den Grund gehen.
Der Aushang im Fenster springt ihr gleich ins Auge: „Ankommen – die Nachbarschaft erleben. Wie war es damals? Wir suchen ihre Geschichte“ steht da in großen Buchstaben. „Aha. Die sind also auf der Suche nach persönlichen Erzählungen über unser schönes Zuhause. Hmm … wozu?“, denkt sie sich.
„Naja, da ist schon etwas Wahres dran: Erst die persönlichen Erinnerungen machen ja einen Ort zu einem Daheim.“, Gerti ist begeistert von der Idee. Sie möchte auf jeden Fall auch eine Erinnerung beisteuern und schnappt sich eine Postkarte zum Ausfüllen, die sie in ihrer Bauchtasche verstaut. Abgeben kann man die Karte persönlich zu den Öffnungszeiten des GB*Stadtteilmanagements. Oder man schickt sie per E-Mail, wie man das halt lieber mag. Während sie davon spaziert, grübelt sie bereits nach, welche der unzähligen Geschichten von damals sie erzählen könnte! 1982 ist sie mit ihrem Franz hergezogen …
Am Heimweg geht sie gleich nochmals bei der Ladenzeile in der Berresgasse vorbei und steckt noch ein paar Postkarten für ihre Freundinnen ein. Die müssen das auch ausfüllen! Gerti hätte ja am liebsten, wenn ganz Hirschstetten und Breitenlee mitmacht. Vor allem, weil ihr die Idee so gut gefällt: aus der Perspektive von damals zu berichten, als sie ganz neu hergekommen waren. Vielleicht gibt es ja tatsächlich Gemeinsamkeiten zwischen den Ankommenden aus „den guten alten Zeiten“ und denen, die in Zukunft einziehen werden – großartig! Denn alle, die hier wohnen, sind ja auch mal hergezogen, so wie die zukünftigen Bewohner*innen der neuen Bauten irgendwann auch zu den Alteingesessenen gehören werden.
/ cp@dialogplus.at / Donnerstag, 26.11.2020 / 0